Hoch hinauf, tief hinunter und auf beiden Welthalbkugeln gleichzeitig.

So hoch oben war ich noch nie irgendwo. Und es ist glaub ich auch kaum wo möglich, so leicht auf über 4000m Seehöhe zu kommen als in Quito. Gleich in der Früh fahre ich mit einem Uber zur Talstation der TeleferiQo, einer Seilbahn, mit der man defacto von der Stadtmitte direkt auf den Vulkan Pichincha fahren kann, der westlich der Stadt thront. Von 3000 auf 4000 Meter in 18 Minuten. Ich bin schon ein wenig aufgeregt.

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Mit der Seilbahn TeleferiQo auf 4000m Seehöhe

Oben angekommen trinke ich erstmal einen Kaffee, genieße die atemberaubende Aussicht und atme ein paar Mal tief durch. Die Luft ist schon sehr dünn.

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Vor dem Abgrund, im Tal sehe ich das erste Mal die richtigen Ausmaßen der Stadt

Die Spitze des Vulkans liegt auf 4700m und wäre in gut 3 Stunden zu bezwingen. Es gäbe auch die Möglichkeit mit einem Pferd Richtung Gipfel zu reiten, aber ich will erstmal sehen, wie es zu Fuß geht und wieviel Training ich noch brauche. Ich mache mich gemütlich auf den Weg, langsam und Schritt für Schritt. Ich merke schnell die Höhe und aber auch meine fehlende Kondition. Trotzdem schaffe ich gut die Hälfte der Strecke mit genügend Pausen (zum Verschnaufen, um das Panorama zu genießen und natürlich für Fotos).

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Immer den Schildern nach…
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Auffi, Auffi… Mit genug Verschnaufpausen
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Den Gipfel sehe ich leider nur aus der Ferne, zu anstrengend sind noch die ersten Gehversuche in der Höhe

Die Natur und der Ausblick in alle Richtungen ist großartig, in der Ferne sieht man unzählige Vulkane und atemberaubende Landschaft. Ich überlege, warum ich unsere Berge in Österreich nicht ebenso schätze, die sind mindestens so schön. Vermutlich weil es normal ist, sie vor der Tür zu haben…
Nach gut 5 Stunden am Berg fahre ich wieder runter ins Tal. Ich bin ganz alleine in der Gondel und genieße die Fahrt nochmal so richtig.

Am Tag darauf geht es zu einem Ort mit dem klingenden Namen ‚La Mitad del Mundo‘ – die Hälfte der Welt – die Äquator Linie. Er liegt gut 20km nördlich von Quito und ich fahre mit den öffentlichen Bussen hin, die Fahrt kostet mich ganze 0,40$ und in einer guten Stunde habe ich den Ort erreicht. Ecuador hat ein recht großes Museumsgelände errichtet, mit einem großen Denkmal inklusive Aussichtsplattform in der Mitte. Durch das ganze Gelände wurde eine gelbe Äquator Linie gemalt. Ich stehe also mit einem Fuß auf der Süd- und mit einem auf der Nordhalbkugel.

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Sitzend auf der Äquatorlinie
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Das Monument inkl. Museum 
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Hier werden Meerschweinchen gegrillt, eine Delikatesse der indigenen Völker hier in Ecuador

In dem Museum im Denkmal ist allerhand Wissenswertes zum Thema Äquator ausgestellt. Ich erfahre auch, dass man am Äquator fast einen halben Kilo leichter ist durch die Zentrifugalkraft. Nach dieser Erkenntnis gönne ich mir ein gutes Mittagessen. Ich muss ja mein Idealgewicht halten.
Aja und das Gerücht mit der Klospülung, dass das Wasser auf der Südhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn abfließt ist ein Blödsinn. Ich habe es ausprobiert.

Nachdem ich mich ausgiebig gestärkt habe fahre ich noch mit dem Taxi zum 4km entfernten Pululahua Vulkan. Er liegt inmitten eines Naturschutzgebietes, ist erloschen und in dessen Krater wird auf sehr fruchtbaren Boden Landwirtschaft betrieben. Der Taxifahrer setzt mich  beim Besucherzentrum ab wo man eine tolle Aussicht auf den Krater hat.

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Blick in den Krater des Pululahua Vulkans
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Im Krater wird Landwirtschaft betrieben

Motiviert wie ich bin meine Kondition zu verbessern, steige ich die gut 400m in den Krater hinab. Mitten in einem Krater zu sitzen ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Krater mit Bananen- und Schokoladenjause und mit Beobachtung von Bauern, die mit Ochsen ihre Felder pflügen, beginne ich den Aufstieg. Natürlich kommt genau jetzt die Sonne heraus. Der Aufstieg geht trotzdem schneller als gedacht und so genieße ich dann noch einen Espresso am Kraterrand.

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Im Krater. Schaut eher trocken aus aber es werden Mais und Kartoffeln angebaut
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Abgekämpft nach dem Krater- Gipfel Aufstieg

Bevor es wieder zurück nach Quito geht, besuche ich noch einen nachgebauten Inka Tempel, den Tempel del Sol, direkt beim Besucherzentrum des Nationalparks. Eine Schamanin präsentiert uns bei einer Führung allerhand Kraftsteine und Duftessenzen. Ein wenig zu überladen ist er, der Tempel, aber trotzdem gab es einiges interessantes über die Inka zu erfahren. Die Inkas waren ja keine 100 jahre in Ecuador, dafür haben sie aber sehr viel von ihrer Kultur hinterlassen.

Die Ausflüge in das Umland von Quito sind großartig. Raus aus der Großstadt zu majestätischen Vulkanen und Landschaften in nur wenigen Stunden. Ich genieße die Ruhe in den Bergen und beim Wandern.
Ansonsten lese ich viel, schlafe viel und während der meist langen Busfahrten schreibe ich den Blog. Wie auch jetzt gerade. Ich bin am Weg in den Norden, nach Otavalo wo die indigenen Einwohner den größten indigenen Marktplatz Südamerikas haben. Außerdem soll es großartige Natur geben!

Ich bin schon gespannt,
Euer Martin

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