Intag Valley – Über Hunde, Ruhe und Langsamkeit

Die Zeit vergeht sehr schnell. Ich bin mittlerweile über drei Wochen unterwegs, es kommt mir aber schon viel länger vor. Mein Kopf ist schon sehr voll von den ganzen Eindrücken und Erfahrungen, die ich bisher machen durfte. So versuche ich auch immer wieder Mal Nichts zu tun, zu lesen und nicht jeden Tag von einer Aktivität zu nächsten zu hetzen. Auch das Blog schreiben hilft ein wenig, die Eindrücke sacken zu lassen.

Eigentlich recht zufällig lande ich an meiner nächsten Destination. Ich wollte eigentlich nach Papallacta fahren, einer Gegend mit viel Thermalquellen und vielen Bergen um ein paar Tage auszuspannen. Dann habe ich jedoch gelesen, dass es sehr überfüllt sein soll an Wochenenden. Also fahre ich von Otavalo aus in ein kleines, friedvolles Tal in den Anden, das Intag Tal, das vor allem für seine Biodiversität bekannt ist und seiner Artenvielfalt. Auch Ornithologen sollen hier auf ihre Rechnung kommen, genau das richtige für mich, wo ich doch kaum einen Adler von einem Buntspecht unterscheiden kann man.

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Willkommen im Intag Tal
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Auf gefährlichem Terrain

Auf dem Weg dorthin mache ich noch einen kurzen Abstecher zur Laguna Cuichocha, einem See in einem Krater, wo zwei kleine Berge herausragen. Ein unglaublicher Anblick, der See ist dunkelblau.

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Laguna Cuichocha
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Zwei Berge ragen aus dem Krater

Der Weg ins Intag Tal ist spektakulär, es geht von gut 3000 Meter auf unzähligen Serpentinen runter auf 1400 Meter. Es wird immer wärmer und die Vegetation üppiger. Endlich wieder Mal Wärme auf meiner Haut. Als ich tief im Tal an meiner Unterkunft ankomme, erwartet mich eine Überraschung. Anstatt meines gebuchten Einzelzimmers bekomme ich gleich meine eigene liebevoll eingerichtete Hütte. Auf der kleinen Veranda hängt eine Hängematte, sie sollte die nächsten Tage mein Hauptaufenthaltsort sein.

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Mein kleines gemütliches Reich
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Eine wackelige Hängebrücke führt über den Fluss, man zahlt 1$ für die Überquerung an den Nachbarn, der die Brücke instand hält

Das Hotel ist insgesamt großartig, mitten im engen Tal, neben einem reisenden Fluss, die Geräuschkulisse ist phänomenal. Hinter dem Haus geht eine steile Bergwand senkrecht nach oben. Wenn es wieder Mal ein Erdbeben gibt, erzählt mir die argentinische Besitzerin, sieht man Steine runterfallen und Bäume knicken um. Ich blende das jetzt Mal aus. Gegessen wird im stilvoll und sehr gemütlich eingerichteten Essraum gemeinsam mit den Inhabern und den Angestellten, es ist sehr persönlich und heimelig. Auch das Essen ist großartig, gekocht wird was im eigenen Garten wächst, alles ist frisch und exzellent zubereitet.

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Meine feine Unterkunft, das Pachero Farmhouse

Es gibt hier nichts Spektakuläres zu machen, ein paar kleine unanstrengende Wanderungen stehen am Programm. Ansonsten ist ausspannen und lesen angesagt. Genau das richtige für ein paar Tage. Auch das WLAN ist rar, so komme ich nicht ständig in Versuchung, doch wieder am Handy rumzuspielen. Anfangs bin ich allein im Hotel, es sind aber noch zwei Volunteers aus Frankreich vor Ort mit denen ich mich sehr gut unterhalte. Ich werde zum wiederholten Male auf ‚The Sound of Music‘ angesprochen, ich kenne den Film immer noch nicht. Bildungslücke?

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Die hiesigen Busse

Meine kleinen Wanderungen in der Umgebung sind aufregend. Jeder, der mich kennt weiß, wie ’sehr‘ ich Hunde ‚mag‘. Noch dazu die unentspannten Hunde hier in Südamerika. Ich werde jedoch schon vorgewarnt, dass mich auf meiner Wanderung zu einem kleinen Wasserfall die Nachbarshunde begleiten werden, die ich beim Durchqueren von Nachbars Grundstück empfangen werden. Ich werde sehr sehr euphorisch mit fletschenden Zähnen von gleich fünf Hunden empfangen. Angst! Die Nachbarin ist jedoch vor Ort und die Hunde sind sehr schnell beruhigt. Die Nachbarin erklärt mir auch, dass sie sich nur extrem auf die bevorstehende Wanderung freuen und so schickt sie mich mit den Hunden, meinen Companieros, auf den Weg. So ziehe ich also mit meiner kleinen Gefolgschaft los, sie gehen mir immer ein Stück voraus. Wenn ich Pause mache, legen sie sich entspannt neben mich und warten, bis ich mich wieder auf den Weg mache. Schnell vertraue ich Ihnen, vor allem nachdem sie jeden anderen Hund, der sich uns in den Weg stellt kompromisslos zurückdrängen. Großartig so ein Begleitschutz. Nach diesem netten Wanderintermezzo wird wieder meine Hängematte unsicher gemacht.

Am nächsten Tag breche ich wieder zu einer kleinen Tour auf, zu einem versteckten Wasserfall in der Nähe.

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Querfeldein geht es auf schmalen Pfaden
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Ein Wasserfall für mich alleine. Fein zum Entspannen und Lesen
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Alles was man so an Früchten braucht, wächst in unmittelbarer Nähe

Außerdem fahre ich noch mit dem Koch in die nächste Stadt zum Sonntagsmarkt, wo er ein paar Besorgungen macht. Eigentlich will ich mir die Kaffeeherstellung anschauen. Im Tal wird extrem viel organischer Kaffee angebaut und auch gleich verarbeitet. Auch im Hotel wird einem dieser Kaffee serviert. Großartig, Kaffee zu trinken, der nur gut 5km entfernt wächst, geerntet und verarbeitet wird. Die Manufaktur hat jedoch geschlossen, hätte ich mir auch denken können an einem Sonntag. Ich tauche nur kurz in den Markt ein aber es geht dann auch schon wieder zurück zu meiner Villa inkl. Hängematte.

Mit Hunden gewandert und einem Pferd geritten, was soll jetzt noch passieren 🙂
Die Zeit in diesem großartigen und ruhigen Tal vergeht viel zu schnell und so heißt es nach 4 Tagen auch wieder Abschied nehmen. Mit dem Bus geht es zurück nach Quito, wo ein absolutes Highlight auf mich wartet, der Trip zu einem der höchsten aktiven Vulkanen ? der Welt, dem Cotopaxi. Vor ein paar Tagen hat es dort ein Erdbeben gegeben, seitdem ist es wieder ein wenig aktiver. Mal schauen was mich dort erwartet.

Stay tuned,
Liebe Grüße aus Ecuador,
Euer Martin

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