Der Abschied aus der Tatacoa Wüste fällt mir irgendwie schwer, es ist schon ein sehr besonderes Stück Erde.
Trotzdem ist es Zeit für ein neues Abenteuer. Die Anden warten. Genauer gesagt, die kleine, aber geschichtlich sehr relevante Stadt ‚San Augustin‘.
Die Busfahrt dorthin funktioniert wie am Schnürchen trotz zweimaligen Umsteigen in Neiva und Pitalita. Ich warte zweimal keine 5 Minuten auf den Anschlussbus – insgesamt funktioniert das Reisen mit Bussen sehr gut hier in Kolumbien, besser als erwartet.
Im Gebiet um San Augustin hat im Zeitraum von 3000 v.Chr. bis ins 16 Jahrhundert eine präkolumbianische Kultur existiert, die ‚San-Augustin-Kultur‘. Warum sie dann ausgestorben ist, weiß man nicht so richtig. Es ist allgemein sehr wenig bekannt über die Lebensweise der Menschen von damals. Was sie jedoch hinterlassen haben sind unzählige, teils riesige, bizarre Steinskulpturen, die Götter und Dämonen aber auch ihre heiligen Tiere zeigen.
Diese Skulpturen sind im Archaelogical Park etwas außerhalb der Stadt und in der Umgebung zu finden. Einen Tag erkunde ich die Gegend auf einem Pferd. (Ja! Ich bin wirklich geritten!!!) und einen Tag düse ich mit einem Motorrad-Guide zu den abgelegeneren Stätten. Die Stadt San Augustin hat an sich nicht viel zu bieten, es gibt unzählige Hostels und Campingplätze. Für gefühlte 20 Touristen. Es ist wirklich wenig los, auch in meinem Hostel sind neben mir nur 3 weitere Gäste. Mir soll es recht sein. September ist scheinbar nicht Hochsaison.
Auf den Straßen tut sich doch einiges, in den Restaurants und Cafés läuft Salsa Musik aber ich höre auch schon zum wiederholten Male von ABBA ‚Chicitita‘ – auf Spanisch. Nachdem mir mein Kumpel Daniel gesagt hat, dass die Kolumbianer als ‚die Finnen‘ Südamerikas gelten, passt die nordische Musik aber eh irgendwie. Wenn aber das Temperament hier als ‚finnisch‘ bezeichnet wird, bin ich ja schon sehr auf die Leute weiter im Süden gespannt 🙂
Am ersten Tag in San Augustin organisiere ich mir über mein Hostel eine Pferde Tour, bei der ich einige Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadt abreite. Mit meinem Guide Faiber und meinem Pferd Lukas geht es durch die üppige Vegetation der Anden vorbei an unzähligen Kaffee- und Zuckerrohrplantagen zu den teils atemberaubenden Plätzen. Ich bin ja noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen und fühle mich anfangs noch sehr wackelig am Sattel, mein Pferd hat aber ein sehr besonnenes Gemüt und am Ende geht es schon mit gutem Tempo dahin. Meinen Rücken sollte ich am nächsten Tag jedoch ziemlich spüren.
Am Nachmittag besichtige ich noch den Archäologischen Park, wo viele der Skulpturen gefunden wurden und ausgestellt sind. Gut gepflasterte Wege führen durch
den dichten Dschungel führen von einer Ausgrabungsstätte zur nächsten. Die Skulpturen sind sehr mystisch, teilweise aber sehr brutal und angsteinflösend gestaltet.
Am Tag darauf wartet schon das nächste Highlight auf mich. Ich habe mir einen Guide organisiert, auf dessen Motorrad wir die Gegend erkunden. Querfeldein zu Flüssen, Tälern und Wasserfällen der Anden. Wir legen an dem Tag gut 120 km zurück, teilweise über richtig schlechte Bergstraßen. An den Hängen der Berge wird sehr viel Kaffee angebaut, auch wenn sie teilweise so steil sind, dass man sich bei der Ernte mit Seilen abseilen muss. Unterwegs treffe ich auch einen Mann der mir erzählt, er habe vor kurzem eine Dokumentation über Österreich im Fernsehen gesehen. Er fragt mich, warum wir so viel arbeiten? Ich weiß eigentlich keine Antwort darauf.
Der Vorteil, wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist, ist, man kann überall für ein Foto stehenbleiben, ich nutze das natürlich voll aus.
Abends schmeiß ich mich noch ein wenig in die Hängematte in meinem Hostel, lese ein wenig und plauder mit den anderen Backpackern.
Meine ersten Eindrücke der Anden sind schon sehr spannend. Es ist ein sehr vielseitiges, mächtiges Gebirge und ich freue mich schon sehr auf weitere Erfahrungen, vor allem wenn es dann noch höher geht. Auch die mystischen, ungelösten Rätsel der San Augustin Kultur bleiben sicher im Erinnerung.
Jetzt geht es aber schon weiter Richtung Westen über einen hohen, sehr ungemütlichen Anden Pass nach Popayan, der weißen Stadt, meinem vermutlich vorerst letzten Stop in Kolumbien.
Bleibt dran, hasta manana!
Euer Martin