Es geht südwärts, ans Meer, dorthin wo der Pfeffer wächst. In die entspannte Stadt Kampot. Von Phnom Penh aus sind es gut 150km nach Kampot. Ich fahre mit einem Minivan gemeinsam mit ein paar anderen Reisenden auf einem der Highways des Landes. Highway wird dem Namen aber eigentlich nicht gerecht. Der Zustand der Straßen ist katastrophal. Es ist eine Schotterpiste mit unzähligen Schlaglöchern. Wir werden öfters ziemlich durchgeschüttelt, da unser Fahrer auf Grund der hohen Geschwindigkeit nicht jedem der Löcher ausweichen kann und wir sind sehr dankbar, dass wir schließlich unfallfrei in Kampot ankommen.
Kampot ist eine kleine entspannte Stadt, hat ca. 50.000 Einwohner und liegt am am Fluss Preaek Tuek Chhu, der nur ein paar Kilometer weiter in den Golf von Thailand mündet. Die Stadt liegt außerdem nur 30km von der Grenze zu Vietnam entfernt. Bekannt ist der Ort hauptsächlich für dessen Pfefferanbau – dem Kampot Pfeffer. Ich will mich hier die letzten Tage meines Kambodscha Trips ein wenig umsehen und die vielversprechende Gegend erkunden. Einquartiert bin ich diesmal in einer kleinen Hütte ein wenig außerhalb des Zentrums. Über den Vermieter kann ich Touren in das Umland organisieren und es ist wahrlich eine sehr abwechslungsreiche uns spannende Umgebung.
Dort wo der Pfeffer wächst
Nachdem ich am Tag der Ankunft den Reisestress aus den Gliedern geschüttelt hab, schaue ich mich ein wenig in der Stadt um. Sie wirkt recht verschlafen, richtig wohltuend nach der quirligen Hauptstadt Phnom Penh aber auch hier ist das Hauptfortbewegungsmittel das Moped und das Motorrad und davon gibt es genügend. Autos sieht man wenige. Ich merke, dass ich an der Küste gelandet bin. Mich verschlägt es zum Markt, wo frische Meeresfrüchte angeboten werden und am Abend gönne ich mir tolles Seafood in einem vietnamesischen Restaurant direkt am Fluss.
Was mir nicht erst hier auffällt, fast bei jedem Essen sind frische gebratene Pfeffer-Reben dabei und auch am Markt bietet fast jede Marktverkäuferin Pfefferkörner an. Ich habe es tatsächlich geschafft, ich bin tatsächlich dort gelandet wo der Pfeffer wächst. Alles über den edlen Kampot Pfeffer, dem Gold Kambodschas, sollte ich am nächsten Tag erfahren. Auf einer geführten Tour gemeinsam mit einem polnischen Reisekumpanen werden wir auf eine der unzähligen Pfefferplantagen in der Umgebung von Kampot gebracht. Neben einer Führung durch die Plantagen nehmen wir auch an einer Pfeffer Verkostung teil, bei der wir um die 20 Sorten von Pfeffer zum Probieren bekommen. Roter, schwarzer und grüner Pfeffer in verschiedenen Geschmacksnoten und Intensität lassen unsere Münder brennen. Kampot Pfeffer gilt als einer der besten und aromatischsten weltweit und ist deswegen auch international sehr gefragt. Ausgestattet mit gut einem Kilo Pfeffer als Mitbringsel geht es weiter auf unserer Tour im Umland von Kampot.
Am Krabbenmarkt von Kep
Wir tauchen weiter ins ländliche Kambodscha ein. Die Gegend ist sehr landwirtschaftlich geprägt. Angebaut werden hier neben Pfeffer und Reis auch Grapefruits und Ananas. Unser Tourguide bringt uns auch zu abgelegenen, alten Pagoden und Tempeln, weiter zu spannenden Höhlensystemen und auch zu Feldern, wo Salz abgebaut wird. Dazu wird Meerwasser in Felder geleitet, das dort verdunstet. Anschließend kann das Salz geerntet werden.
Als Highlight der Tour geht es aber in den naheliegenden Ort Kep, der bekannt ist für seinen Krabbenmarkt. Der Markt ist vollgepackt mit Seafood. Die Tiere bekommt man dort wie es einem beliebt – lebendig, tiefgekühlt, getrocknet oder aber auch essfertig vom Grill. Die Krabben werden nur ein paar Meter weiter vom Markt direkt aus dem Meer gefischt – es scheint eine nie enden wollende Vorratskammer zu sein. Natürlich gönnen auch wir uns als Abendessen mit Blick aufs Meer eine ganze Krabbe. Serviert wird sie mit Reis, Gemüse und Kampot Pfeffer natürlich.
Die Geisterstadt von Bokor Mountain
Am nächsten Tag geht es für mich alleine weiter. Ich organisiere mir eine Tour in den Preah Monivong Nationalpark und sollte an einem der bizarrsten Plätze landen, an denen ich je gewesen bin – der Bokor Hill Station. Ein verlassener Ort in den Hügeln von Kampot. Mein Tour Guide bringt mich mit einem Auto in gut einer Stunde über unzählige Serpentinen durch dichten Dschungel auf den Berg Phnom Bokor. Was mich erwartet ist eine Art Geisterstadt. Die weit verstreuten Gebäude wurden um 1924 unter französischer Kolonialherrschaft gebaut. So finde ich dort ein Casino, eine katholische Kirche, ein Postamt und alte Häuser. Alles sehr heruntergekommen und verlassen. Das Klima auf dem Berg auf gut 1100m Seehöhe ist angenehm und nicht so heiß wie in Kampot oder Phnom Penh und so hatten sich die Franzosen die Gebäude als Rückzugs- und Erholungsort gebaut. Auf Grund lokaler Aufstände mussten sie das Gebiet jedoch bald wieder räumen und ließen die Gebäude zurück. Später war die Bokor Hill Station eine der letzten Bastionen der Roten Khmer.
Die Aussicht vom Berg ist toll, man überblickt Kampot und das Meer, ringsum ist es grün. Ich erkunde die verfallenen Gebäude, die hier ihr eigenes, abgeschiedenes Leben zu führen scheinen. Bizarr, unheimlich aber faszinierend zugleich.
Eine Karte aus Angkor Wat
Das war auch schon mein letzter Stopp in Kambodscha. Über Phnom Penh und Bangkok geht es mit der Austrian Airlines wieder zurück nach Wien. Ich reise mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Zu sehr liegen mir noch die Geschichte des Landes und der Gräueltaten, die hier passiert sind im Magen. So richtig in einen Reise-Mood bin ich hier nicht gekommen. Was aber auf jeden Fall bleibt sind die lachenden Gesichter vor allem der jüngeren Bevölkerung und natürlich die beeindruckenden Bauten rund um Angkor Wat.
An diese sollte ich schneller erinnert werden als gedacht. Wie ich, vom langen Flug total übermüdet, frühmorgens wieder in Wien in meiner Wohnung ankomme und die Post der letzten drei Wochen durchsehe, finde ich dort eine Postkarte. Eine Postkarte aus Angkor Wat. Adressiert jedoch nicht an mich sondern an eine Frau ein paar Querstraßen entfernt. Es gibt diese Geschichten, die eigentlich kein Zufall sein können – oder?