Die Berge haben mich wieder und ich habe die Berge wieder. Und zwar unfreiwillig für eine sehr lange Zeit.
Auf jeden Fall bin ich gut in Huaraz angekommen, von Trujillo am Pazifik in 7 Stunden über unzählige Serpentinen über einen 4000m Pass und dann wieder auf 3000m runter. Muss eine super Strecke für Motorradfahrer sein. Die Distanzen in Peru sind echt ein Wahnsinn, unter 6,7 Stunden geht da gar Nichts. Und wenn die Strecke Mal kürzer wäre wie diesmal (nur 135km), dann ist gewiss ein Berg dazwischen oder die Straßen sind so schrottig, dass man wieder auf die 7 Stunden kommt 😉
Huaraz liegt in einem Tal am Fuße der Cordillera Blancha, einer Gebirgskette mit gut 20 Bergen über 6000 Metern. Sie ist die höchste Gebirgskette außerhalb des Himalaya Gebirges. Der höchste Berg ist der Huascaran Sur mit 6768m, er thront mit seinem Zwillingsbruder, dem Huascaran Norte majestätisch über der Stadt und ist außerdem der zweithöchste Berg Perus. Bei der Ankunft Abends mit dem Bus scheinen die letzten Sonnenstrahlen auf die Gipfel der Berge, ein unglaublicher Anblick.
Am ersten vollen Tag will ich mich ein wenig akklimatisieren wieder und mir wird eine Wanderung empfohlen auf ca. 3800m zu einer kleinen Lagune mit gutem Blick auf die Cordillera. Das mache ich auch, gut 2 Stunden bergauf und oben mit tadelloser Aussicht auf die Berge. Außerdem treffe ich Christopher aus Lima, der einen Tagesausflug nach Huaraz gemacht hat um den Kopf frei zu bekommen und ein wenig zu wandern. Ein sehr netter Kerl – nach guten Gesprächen beginnen wir gemeinsam den Abstieg und düsen mit dem Bus zurück nach Huaraz. Ich soll mich bei ihm melden wenn ich ihn Lima bin, dann bekomme ich eine Stadtführung. Auf dieses Angebot werde ich gerne zurückkommen – Stadtführungen von Einheimischen sind das Beste was einem passieren kann!
Am nächsten Tag geht es wieder hoch hinaus. Es geht zur Laguna Paron auf 4200m, eingekesselt von riesigen Bergen.
Gemeinsam mit einer Familie aus Lima mache ich mich auf den Weg. Ein Minivan holt uns ab und so geht es los. Bevor es in die Berge geht, machen wir noch einen Abstecher in die kleine Stadt Carhuaz mit nettem Hauptplatz. Ich finde es nach wie vor krass, hinter den Palmen am Hauptplatz sieht man schon die schneebedeckten Gipfel der 6000er. Das ist so als würden in Heiligenblut Palmen wachsen.
Die Strecke zur Lagune ist richtig mühsam und ich bin sehr froh über unseren gefederten Van. Über 2 Stunden geht es Schotterpisten steil bergauf. Was uns jedoch oben erwartet ist sensationell.
Im tiefsten türkis, das ich je gesehen habe liegt die Lagune umgeben von einem schneebedeckten Gipfel neben dem anderen. Ich bin erstmal sprachlos von der Schönheit. Die Anden sind nun doch einiges anders als in Ecuador, viel felsiger und schroffer.
Vom Parkplatz der Lagune gibt es noch die Möglichkeit zu einem Aussichtspunkt zu wandern. Ich mache mich auf den Weg und in einer knappen Stunde habe ich den Mirador erreicht. Ein gewaltiger Anblick auf die Lagune und die Berge ringsum.
Bei der Ankunft ist es noch sehr warm da die Sonne scheint, kurze Hose also kein Problem. Ich genieße also die Sonne, die Szenerie und mein Mittagessen in Form von Bananen und Mandarinen die ich am Markt am Vortag besorgt hatte. Es sollte sich als nicht so optimal herausstellen. Schon während ich esse wird mir kurz schlecht, ich ignoriere es aber gekonnt. Kann ja auch von der Höhe kommen.
Später schaue ich noch zum Ufer der Lagune, mache Fotos und genieße die Umgebung.
Beim Warten auf die Abfahrt wird mir plötzlich mega kalt, ich schiebe es auf die nicht mehr vorhandene Sonne und denke mir nichts dabei. Auch nicht als mir im Auto dann immer noch nicht warm wird. Die Rückfahrt wird aber ein Horror, ich friere. Als ich endlich im Hotel ankomme, schaffe ich es kaum mein Zimmer aufzusperren vor lauter Zittern. Selbst eine halbe Stunde heiß duschen hilft nichts und mein Magen beginnt schon durchzudrehen.
Naja die nächsten Tage verbringe ich im Bett, lese, schaue Serien und trinke Unmengen von Wasser und hoffe, das sich mein Magen ein wenig beruhigt. Das macht er nur sehr sehr langsam. Keine Ahnung was ich mir da eingefangen habe.
Die Chefin des Hotels kocht mir Tee und bringt ihn ins Zimmer, unglaublich lieb. Und als ich in meiner Nicht-Anwesenheit beim Geld Abheben in der Stadt die Bankomatkarte stecken lasse, kommt mir eine junge Dame nachgelaufen und gibt sie mir wieder – danke für so viel Ehrlichkeit!
Naja, so vergehen die Tage und ich hoffe bald wieder fit zu sein und nach Lima aufbrechen zu können!
Ich melde mich wieder von dort!
Bis bald!!
Euer Martin