Ich wurde ja schon vorgewarnt. Die Straße von San Augustin nach Popayan würde sehr ungemütlich sein. Es sind zwar nur gut 130km, die Straße führt jedoch über einen Anden Pass und es ist eher Schlaglochpiste mit meterweiße Straße dazwischen. Durch die Erschütterungen während des Fahrens zählt der Schrittzähler meines Handys einfrig mit ? Ich fahre mit einem Collectivo (das sind die kolumbianischen Sammeltransporte) und wir brauchen gut 5 Stunden für die Strecke. Noch dazu regnet es in den Bergen und es ist nebelig. Aja und es hat nur mehr 7 Grad. Häuser sind gut zwei Stunden lang keine zu sehen. Je weiter wir wieder ins Tal kommen, desto besser wird auch das Wetter und ich komme bei gut 30 Grad in der Stadt Popayan an. Mein Körper ist noch ein wenig verwirrt von den ständigen Temperatur Schwankungen und so halte ich erstmal Siesta 🙂
Popayan, die weiße Stadt im Süden. Alle Gebäude der Altstadt von Popayan sind weiß gestrichen und die Besitzer der Häuser sind dazu verpflichtet, jedes Jahr vor der Osterwoche die Gebäude wieder neu weiß zu streichen. Der Glaube wird hier groß geschrieben. Zudem ist es eine Universitätsstadt. Man merkt das, es sind sehr viele junge Leute auf den Straßen.
Ich habe das Glück, dass gerade das jährliche Food Festival in der Stadt stattfindet. Popayan ist eine UNESCO Gourmet Stadt (ich wusste nicht, dass es sowas gibt) und so ist der Hauptplatz gut gefüllt mit Essensständen mit heimischen und schweizer Spezialitäten. Ja, richtig, Schweizer!! Jedes Jahr ist ein anderes Land Thema beim Food Festival und heuer gibt es eine Kooperation mit der Schweiz. Eine riesige Schweizer Flagge ziert der Hauptplatz und es wird Käse serviert. Zudem kann man schweizer Messer erwerben.
Ich koste mich durch die einheimischen Spezialitäten und genieße großartiges Seafood von der Pazifikküste. Danach mache ich gemeinsam mit zwei Kanadiern noch eine Freetour durch die Stadt. Die jungen Guides erklären uns sehr dynamisch alles über die kleine aber feine Stadt. Die Highlights sind auf jeden Fall die weißen Straßenzüge der Altstadt und die sehr guten Restaurants, die gut über die Stadt verteilt sind.
Ich verbringe viel Zeit in den coolen Cafés und lausche den Klängen der Showacts am Food Festival. Sehr rhythmisch, es wird viel getanzt. Zudem lese ich mich schon wenig in den Reiseführer für Ecuador ein, meinen nächsten geplanten Stop.
Den Sonnenuntergang um Punkt 6 Uhr sehe ich mir gemeinsam mit vielen Studenten auf einem kleinen Hügel am Rande der Altstadt an. Die Studenten bringen ihre eigenen Getränke mit dorthin, die Stimmung ist gut! Im Hostel ist auch einiges los und so plaudere ich ein wenig mit den Leuten. Auch ein deutsches Pärchen, das ich in der Tatacoa Wüste kennengelernt habe, treffe ich wieder und so wird es ein langer lustiger Abend. Vino y Cervecas inkluyendo.
Am nächsten Tag geht es Richtung Süden nach Ecuador. So war der Plan. Wenn ich nicht plötzlich im komplett falschen Bus nach Cali (in den Norden) sitzen würde. Ich komme erst viel zu spät drauf, nach vier Stunden, als ich schon fast in Cali bin. Fragt nicht wie das passieren konnte ? ich würde ja in Cali übernachten und mir die Stadt ansehen wenn ich nicht schon ein Hotel an der Grenze zu Ecuador gebucht hätte und dann auch weiter die Hostels in Quito.
Nur kurz zusammengefasst: ich checke mir in Cali den nächstbesten Bus und so sitze ich bald in einem klapprigen Klein-Bus wieder zurück nach Popayan und weiter nach Pasto, wo ein weiterer Bus nach Ipiales (Grenze) gehen sollte. Gemeinsam mit 20 Flüchtlingen aus Venezuela und ein paar Kolumbianern. Ich freunde mich mit einem jungen kolumbianischem Pärchen an und wir beschließen gemeinsam in der Nacht die Grenze zu überqueren. So der Plan. Wir erreichen jedoch Pasto viel zu spät in der Nacht, als das noch ein Bus an die Grenze nach Ipiales fahren würde. Die Stadt jagt mir außerdem ein wenig Angst ein, vermummte Gestalten sind unterwegs und der Busfahrer bleibt bei keiner roten Ampel stehen (was jedoch gut so ist).
Es bleibt mir also nichts übrig ein Hotel zu nehmen um nicht am Busbahnhof warten zu müssen.
Ich checke gemeinsam gegen Mitternacht mit dem kolumbianischem Pärchen in einem eher heruntergekommenen Hotel ein, das Bett ist aber sehr ordentlich und wenigstens bekomme ich ein paar ruhige Stunden Schlaf. So der Plan. Ich bin gerade am wegdösen, als plötzlich alles zum rütteln und grollen beginnt… ERDBEBEN. Bis ich das jedoch gecheckt habe, ist es Gott sei Dank schon wieder vorbei. 4.0. nach Richter erfahre ich am nächsten Morgen im Internet, ausgelöst durch den Vulkan Galeras, an dessen Fuße Pasto liegt, das Epizentrum war nur 3km entfernt. Richtig unangenehm. Danach falle ich in einem eher unruhigen Schlaf.
Es war das erste Mal, dass nicht alles reibungslos verlaufen ist auf der Reise, aber ich durfte dadurch wieder richtig coole Menschen kennenzulernen, durfte meinen Spanisch-Sprachschatz erweitern und weiß jetzt auch wie sich ein Erdbeben anfühlt (auch wenn ich es nicht nochmals erleben muss)
Jetzt bin ich endlich am Weg zur Grenze nach Ecuador, hoffe, dass ich gut drüberkomme und das ich nach gut 2 Tagen im Bus endlich ein wackelfreies Bett bekomme :-). Ich freue mich auf dieses Land schon so richtig und melde mich wieder aus Quito!
Adios, Martin