Als ich auf Reisen ging, hatte ich relativ wenige Fixpunkte, die ich unbedingt sehen wollte. Eines meiner absoluten Traumziele war jedoch die Salar de Uyuni in Bolivien und diesen Traum will ich mir unbedingt noch erfüllen auch wenn ich nur mehr wenige Zeit habe. Aus diesem Grund beschließe ich, La Paz außen vor zu lassen und direkt nach Uyuni zu düsen.
Die Fahrt vom Titikaka See nach La Paz verläuft noch sehr entspannt auch wenn wir kurzfristig durch Schneelandschaft fahren. Es hat gerade geschneit am See, naja, ich fahre auch auf gut 4000m dahin, vielleicht ein Vorbote auf Weihnachten daheim. Am selben Tag erfahre ich, dass auch in Wien Schnee gefallen ist. La Paz lasse ich wie gesagt aus, ich verbringe nur 4 Stunden am Bus Terminal und steige dann in den Overnight Bus nach Uyuni. Die Fahrt dorthin wird ein wenig ein Abenteuer da der Bus nach ca 2 Stunden streikt und wir die Fahrt nicht fortsetzen können. Wir stehen mitten in der Nacht im Nirgendwo und Nichts geht mehr. Erst nach vier Stunden ist der Bus repariert und es geht weiter. Der Vorteil der ganzen Geschichte: ich komme nicht wie alle anderen Overnight Busse um vier Uhr morgens in Uyuni an sondern gegen halb 8.
Eigentlich hatte ich vor, einen Tag in der Stadt Uyuni zu bleiben, mich zu aklimatisieren und dann am nächsten Tag in das Abenteuer Salzwüste zu starten. Ich habe jedoch gut geschlafen im Bus und so checke ich gleich in der Früh eine 3-Tages Tour, die mich in die Salar de Uyuni und dann weiter nach San Pedro de Chile bringen sollte. Ein wahrer Glücksgriff. Mit unserem Guide Elli, sechs Deutschen, zwei Belgiern, zwei Holländern und den Fahrern zweier Jeeps machen wir uns auf den Weg. Es sollten drei der besten Tage meiner Reise werden.
Bevor es wirklich in die Salzwüste geht, stoppen wir noch bei einem Eisenbahnfriedhof. Unglaublich fotogen die verrosteten Lokomotiven. Nach einigen Fotos geht es jedoch schon weiter.
Endlich ist es soweit, die Salzwüste ist in Sicht. Ich bin schneller als erwartet hier angekommen und bin sehr überrascht von der Größe und der Weite der Wüste. Sie ist mit ca 11000 km² die größte ihrer Art und – sie wächst noch weiter.
Eine sehr bizarre Landschaft. Es ist gleißend hell, die Sonne knallt von oben und wird von unten reflektiert. Sie wirkt hier 5x so stark wie normal und so ist meine 50er Sonnencreme in Dauereinsatz. Ohne Sonnenbrille geht’s außerdem auch fast nicht, zu hell ist alles.
Nach einem fantastischen Mittagessen mitten in der Wüste inkl. Flaggenparade steht ein großes Fotoshooting am Programm, wir toben uns aus, drehen ein Video. Die Weite der Wüste erlaubt skurrile Perspektiven und Spielereien mit Proportionen. Unsere Gruppe ist schon nach kurzer Zeit richtig zusammengewachsen und wir haben richtig viel Spaß beim Fotografieren. Unser Guide Elli ist ebenfalls mit vollem Einsatz bei der Sache und so entstehen richtig viele coole Fotos.
Nach der Action in der Wüste wartet schon die nächste Skurrilität auf uns: ein Insel mitten in der Salzwüste voller Kakteen. Viele sind riesengroß, beeindruckend wenn man bedenkt, dass sie nur 1cm pro Jahr wachsen!
Ein weiteres Fotoshooting bei Sonnenuntergang beendet diesen aufregenden Tag, danach geht es nur mehr ins Hotel (gebaut aus Salz) und ins Bett.
Der nächste Tag sollte nicht weniger spannend werden. Gegen 7 Uhr morgens geht es schon los. Wir befinden uns in ca 4000m Seehöhe und unsere Fahrer Abraham brettert mit dem Jeep auf Schotterpisten mit Highspeed dahin, wie schnell genau weiß ich nicht, der Tacho ist kaputt. Aber es macht richtig Spaß, am liebsten würde ich mich selbst ans Steuer setzen. So geht es also dahin, Nahe der chilenischen Grenze, vorbei an Vulkanen jenseits der 5000. Die Landschaft ist karg, wachsen tut hier kaum etwas.
Umso erstaunlicher ist es, als wir schon bei unserem ersten Stop an einer Lagune Flamingos sehen. Und nicht nur ein paar – hunderte. Ich weiß ja nicht wie sie normal leben, aber mit der Höhenkrankheit dürften sie keine Probleme haben. Wir besuchen insgesamt drei Lagunen, eine schöner als die andere, in unterschiedlichsten Farben, von tief blau, bis weiß und schlussendlich auch rot. Ein sehr beeindruckendes Schauspiel. Und mitten drinnen immer wieder Flamingos.
Die Fahrten zwischen den einzelnen Stops verbringen wir in unserem Gute-Laune-Jeep mit Singen, Trivial Persuit spielen und mit andächtigem Betrachten der Landschaft. Ich bin mega überrascht, als Elli, unser Guide und Jeep-DJ plötzlich Wanda – 1,2,3,4 spielt. Bis jetzt habe ich auf der Reise bloß das obligatorische ‚Life is live‘ von Opus und auch einmal ein Lied von Parov Stellar gehört, aber mit Wanda habe ich nicht gerechnet. Amore.
Ein weiteres Highlight wartet auf uns gegen Ende des Tages. Zum zweiten Mal auf meiner Reise überschreite ich die 5000 Höhenmeter Grenze. Und wie. Es blubbert, raucht und stinkt gewaltig. Wir sind bei Geysiren gelandet. Ein bisschen unheimlich ist das Schauspiel schon als Elli uns durch das blubbernde Feld führt. Ich wusste nicht, dass man sich in dieser Höhe dem Erdinneren so nahe fühlen kann. Eine weniger gute Idee ist, als dass ich versuche ein Handy Video von dem Schwefelrauch zu machen.
Ich will durch die Schwefelwolke durchgehen, nur vergesse ich in der Aufregung davor genug einzuatmen, bzw. reicht der Sauerstoff in dieser Höhe nicht ganz aus, die Rauchwolke ganz zu durchqueren. Ich glaube den tiefen Schwefel Atemzug werde ich mein Leben lang nimma vergessen. Ich komme eher würgend als atmend wieder aus der Rauchwolke raus. Was bleibt sind Kopfschmerzen (aber Hauptsache das Video ist was geworden :-P).
Unsere Unterkunft für diesen Tag liegt auf gut 4300m, so hoch wie bisher noch nie auf meiner Reise. Das sensationelle an der Unterkunft: gleich daneben gibt es heiße Quellen. Es gibt wahrlich langweiligere Abende als in dieser Höhe in einem Becken mit gut 38 Grad in bester Gesellschaft den Sternenhimmel zu beobachten und den Tag ausklingen zu lassen. Sternschnuppe inkl. versteht sich.
Am dritten Tag unserer Tour heißt es auch schon wieder von einem Teil der Gruppe Abschied nehmen. Davor besuchen wir aber noch die Salvador Dali Wüste, eine Wüste mit schönen Steinformationen und farbenfrohen Bergen. Einmal noch geht es zu einer Lagune mit Flamingos und dann sind wir auch schon am Grenzübergang zu Chile angekommen. Ein Teil unserer Gruppe fährt von hier zurück zu unserem Startpunkt, nach Uyuni, die anderen (ua. Ich) wollen von hier aus nach San Pedro de Atacama fahren. Nach dem schweren Abschied von all den wunderbaren Leuten, mache ich mich mit meiner geschrumpften Gruppe mit einem Bus auf zur chilenischen Grenzkontrolle.
Theoretisch sind es dorthin 10 Minuten mit dem Bus, dann Stempel holen und dann noch 45 Minuten mit dem Bus nach San Pedro. Wie gesagt, theoretisch. Alles über den coolsten wenn auch zugleich nervenaufreibendsten Grenzübergang und meinen Erlebnissen in Chile gibt’s im nächsten Blogeintrag.
¡Hasta pronto!
Martin