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Otavalo, die Vulkane und ich

Ich komme an einem Sonntag in der Stadt Otavalo an. Sie liegt gut 2 Stunden mit dem Bus nördlich von Quito. Die Anreise verläuft wie immer reibungslos. Ich habe diesmal richtig Glück mit dem Hostel (Hostal Riviera Sucre), es ist echt entzückend, hat einen riesigen ruhigen Innenhof und sogar einen Garten dabei. Es sollte meine angenehme Bleibe für die nächsten 4 Nächte sein.

Otavalo ist bekannt für seinen Markt. In der Stadt leben hauptsächlich indigene Leute und der Markt gilt als einer der größten indigenen Marktplätze von Südamerika. Vor allem samstags. Aber auch am Sonntag ist der Platz noch prall gefüllt mit Verkäufern und Ständen. Verkauft wird allerlei Gewand, Ponchos, Felle aber auch viel Kunsthandwerk und auch Gemälde. Es gäbe viel zu kaufen was mir gefallen würde, ich kann jedoch leider nichts an zusätzlichen Gewicht brauchen in den nächsten zwei Monaten. So tauche ich einfach in das Marktleben ein und genieße das lebhafte Treiben von einer Restaurant – Terrasse direkt am Marktplatz von oben.

Die Stadt an sich hat sonst wenige Highlights, der Hauptplatz ist ganz hübsch und die Hauptstraße ist auch ganz nett hergerichtet. Am meisten gefällt mir, dass die Stadt umgeben ist von mächtigen, teils noch aktiven Vulkanen.

Am Hauptplatz von Otavalo
Es gibt auch indigene Straßenbeleuchtung
Selbst die Graffiti sind in einem ganz eigenen Style

Ich genieße das ruhige Kleinstadt-Leben. Ein wenig überrascht werde ich eines Abends in einem ecuadorianischen Restaurant, wo auch ein Flatscreen montiert ist. Es wird gerade eine Dokumentation über Wien gezeigt. So geht es, während ich mich stärke, eine Runde um den Ring, entlang vom Naschmarkt bis hin zum Schloss Schönbrunn. Schöne Stadt, da will ich Mal hin 😛

Vienna, Austria

Die nächsten Tage bin ich in der Natur unterwegs. Wie schon gesagt liegt Otavalo inmitten von Vulkanen und eignet sich perfekt als Ausgangspunkt für Wanderungen. Ich starte zu Fuß zu einem wunderschönen Aussichtspunkt, ca 1 Stunde entfernt von Otavalo. ‚El Lechero‘, ein heiliger Platz der indigenen Einwohner. Ein Hügel mit atemberaubender Aussicht. Der Weg dorthin ist aber eher atemraubend. Es geht steil bergauf, querfeldein und immer wieder muss man sich gegen wütende Hunde behaupten. Ich weiß nicht warum, aber die Hunde in SO-Asien sind um Welten entspannter als die in Südamerika. Naja, auf jeden Fall komme ich gut am Hügel an und genieße die Aussicht. An der Spitze des Hügels steht ein uralter Baum. Wenn es zu trocken ist kommen die Leute hierher um für mehr Regen zu beten. Ein sehr mystischer Ort.

Vom Hügel aus hat man perfekte Sicht auf die umliegenden Berge. Vor allem der Vulkan Imbabura (4457m) ragt majestätisch in dem Himmel. Die Gipfel der Vulkane sind oft umschlossen von dichten Wolken und es regnet auch, als würden die Vulkane ein wenig Abkühlung benötigen. Ich bin nach wie vor sehr fasziniert von der Größe und der Mächtigkeit dieser Berge. Demütig beobachte ich das Wolkenspiel um die Vulkane, manchmal lassen sich auch die teils schneebedeckten Gipfel blicken. Wissenschaftler vermuten, dass der Schnee jedoch schon in den nächsten Jahren verschwunden sein wird, als Grund wird die Erwärmung des Pazifiks vermutet, der warme Luft ins Landesinnere schaufelt.

Leider habe ich mich bei meiner kleinen Wanderung ein wenig verkühlt, der ständige Wechsel von Sonne und Wolken, Wind und Regen, Wärme und Kälte zwingt mich einen Tag ein wenig in die Knie und so verlasse ich das Hotel nur zum Essen.
Zudem besorge ich mir endlich eine Sonnencreme. Obwohl es meistens bewölkt und sehr kühl ist, habe ich einen Sonnenbrand im Gesicht. In der Apotheke erfahre ich, dass es nur Sonnencremen jenseits Sonnenschutzfaktor 50 gibt, darunter hat es keinen Effekt, meinen sie.

Rote Nase ist Dauerzustand… 

Am nächsten Tag bin ich wieder fit und mache mich auf den Weg zu den Lagunas de Mojanda. Das sind drei Seen inmitten eines Vulkanmassives rund um den Vulkan Fuja Fuja. Ich wandere in der Gegend um die Seen, mit der Höhe komme ich immer besser zurecht und ich genieße das Wasser und die Berge. Wanderwege gibt es hier oft keine und so geht es teilweise querfeldein durch Knie-hohes Gras durch die Landschaft.

Ich bin sehr oft alleine unterwegs, generell treffe ich auf relativ wenige andere Touristen. Einige Franzosen habe ich schon getroffen und ein paar Amerikaner. Ansonsten habe ich viel mit einheimischem Leuten zu tun. Was auch gut so ist. Ich habe das Gefühl, die Leute hier sind stolz auf ihr Land, es geht ihnen großteils nicht schlecht. Zumindest sagen sie es von sich aus. Es ist ein Land, in dem die Infrastruktur ganz gut aufgestellt ist, soweit ich das bewerten kann, man fühlt sich sehr sicher und man ist überall herzlich Willkommen.

Ich fühle mich bis jetzt sehr wohl in der ‚Bananenrepublik‘ Ecuador (es ist das größte bananenexportierende Land der Welt) und freue mich schon auf die nächsten Abenteuer.
Ich werde mich jetzt Mal ein wenig aufwärmen in einem Tal in der Nähe, das nur mehr auf 1400m Seehöhe liegt und dementsprechend warm ist.

¡Hast Pronto!
Martin

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