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Cotopaxi – Thron des Mondes

Vom Intag Tal geht es jetzt also tatsächlich zum  Cotopaxi. Ich kann es kaum erwarten diesen Vulkan aus der Nähe zu sehen. Am gleichen Tag schaffe ich es nicht in den Cotopaxi Nationalpark und so lege ich wieder einen Zwischenstopp in Quito ein. Quito empfängt mich mit Kaiserwetter und so kann ich den Cotopaxi tatsächlich das erste Mal in der Ferne sehen. Es fühlt sich gut an, wieder in dieser Stadt zu sein, sie ist mir schon sehr ans Herz gewachsen und so verbringe ich eine Nacht im Secret Garden Hostel mit Dachterrasse mit unglaublichen Ausblick auf die Stadt.

Auf Empfehlung hin buche ich einen 3 Tages Trip in den Nationalpark. Alles auf eigene Faust zu machen wäre diesmal sehr aufwändig und kompliziert. Ich sollte nicht enttäuscht werden. Am nächsten Tag geht es los. Witzigerweise finde ich mich in einer Reisegruppe mit einer Tirolerin, einem deutschen Pärchen und zwei Schweizerinnen wieder. Eine Schwedin und ein Australier sind die einzigen Nicht-Deutschsprachigen Insassen unseres Kleinbusses. Mit dieser großartigen Gruppe sollte ich noch viel Zeit verbringen. Wir düsen also gut zwei Stunden auf der Panamericana in Richtung Süden. Die Panamericana ist hier in Ecuador einwandfrei, bis zu vier Spuren und man kommt richtig gut voran.

 Panamericana in Ecuador fährt sich gut

Die letzten 40 Minuten geht es auf Schotterpisten im Cotopaxi Nationalpark zu unserer Unterkunft. Der Cotopaxi hat sich bis jetzt nicht blicken lassen. Vergeblich suche ich den Horizont nach dem knapp 6000m hohen Berg ab. Als wir im Hostel ankommen, ist er immer noch nicht zu sehen. Ich bin fast ein wenig enttäuscht, da eigentlich ja schönes Wetter ist. Der Hostel-Staff beruhigt uns jedoch, das Wetter um den Vulkan ändere sich ständig.
Und tatsächlich, von einer Minute auf die andere reißt in der Ferne ein Wolkenband auf, und da steht er, majestätisch, mit Schneehaube, der höchste aktive Vulkan der Welt. Ein atemberaubender Anblick. Er sollte sich auch in den nächsten Tagen für uns von seiner besten Seite zeigen.

Plötzlich steht er da, majestätisch und elegant zugleich.
Schon fast ein kitschiges Foto, ein Alpakas mit Cotopaxi zum Drübersteuern

Das Hostel ist sensationell. Es gibt ein Jacuzzi, das Essen ist super fein und die Duschen sind so gebaut, dass man beim Duschen direkten Blick auf den Cotopaxi hat. In den Gemeinschaftsräumen wird regelmäßig das Kaminfeuer nachhgeheizt. Es ist schon ein Ort, an den man gerne länger verweilen könnte.
Nachdem wir unsere Sachen verstaut haben, geht es auf eine erste kurze Wanderung in den Nationalpark. 2 Stunden geht es vorbei an Alpakas, durch dicht bewachsene Vulkanhänge, rein in eine kleine Schlucht entlang zu Wasserfällen. Der Walk sollte als kleines Aufwärmprogramm für die Wanderungen an den nächsten Tagen dienen. Abends sitzen wir noch gemütlich in unserer kleinen Runde zusammen und sinnieren über unsere Reiseerfahrungen und Pläne.

Am nächsten Tag steht eine Wanderung auf den Vulkan Pasochao (4200m) an. Gestartet wird direkt beim Hostel, das ca. auf 3500m liegt. Zum Gipfel sind wir ca. 4 Stunden unterwegs. Es ist eine kurzweilige Wanderung. Mittlerweile genieße ich die Ausflüge so richtig, die Höhe bremst nicht mehr und ich hab mich an die Temperaturen schon gut angepasst. Erst wenn es über 4000m bergauf geht, muss ich ein wenig langsamer gehen. Der Ausblick am Gipfel ist echt sensationell. Neben dem Cotopaxi sieht man auch bis nach Quito.

Den Nachmittag verbringe ich mit Lesen in der Hängematte neben dem Kamin und mit guten Gesprächen mit den anderen Backpackern. Als ob die Vulkane und der Nationalpark nicht schon naturgewaltig genug wären, zieht wie aus dem Nichts plötzlich ein Gewitter auf. Vom Hostel aus hat man super Blick auf den ganzen Nationalpark, es hängen überall tiefe Wolken und es blitzt und regnet. Die Stimmung ist unglaublich.
Der Sturm verzieht sich so schnell wie er gekommen ist. Erst jetzt sehen wir, dass es auf dem Cotopaxi bis tief herunter geschneit hat. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon beschlossen, am nächsten Tag eine Wanderung auf den Cotopaxi zu machen. Ob das wohl eine gute Idee war?

Before the storm
After the storm

Der nächste Tag empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Ich bin schon sehr aufgeregt. Die Tour soll bis auf 5100 Meter gehen, dorthin wo der Gletscher des Cotopaxi beginnt. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es – in fünf Schichten eingepackt – los. Der Geländewagen bringt unsere Gruppe bis auf ca 4600 Höhenmeter. Schon beim Aussteigen heißt es tief atmen. Unser erstes Ziel ist das Cotopaxi Base Camp auf 4800m. Wir beginnen mit dem Aufstieg. Ganz langsam geht es aufwärts, teils geschuldet der Höhe, teils dem schottrigen Untergrund. Ich habe des Gefühl als mache ich einen Schritt und rutsche ihn jedoch gleich wieder zur Hälfte wieder zurück. Ein Rezept dagegen ist, in den Schuhabdrücken des Vordermannes zu gehen. Es dauert eine Weile, bis ich mein Tempo und meinen Atemrhythmus gefunden habe aber ich erreiche nach ca. einer guten Stunde das Basiscamp. Dort treffen wir zwei Bayern aus dem Hostel, die in der Nacht zuvor den Gipfel in Angriff genommen haben. Mit schwerer Ausrüstung sind sie aufgebrochen, einer von ihnen hat den Gipfel erreicht, der andere musste wegen Übelkeit abbrechen. Laut Statistik erreicht generell nur jeder zweite den Gipfel.

Nach einer halben Stunde Pause brechen wir zu unseren heutigen persönlichen Ziel, dem Gletscher des Cotopaxi auf. Der Schnee von gestern ist Gott sei Dank schon wieder geschmolzen und so geht es weiter über loses, rötliches Vulkangestein. Kurz nach der Pause wird mir schwindlig, eine kurze Pause und bewusstes tiefes Atmen helfen. Mit Fokus aufs Atmen geht es weiter, an Kraft fehlt es nicht aber die Luft wird schon verdammt dünn. Ich kämpfe mit mir aber Schritt für Schritt kommt das Ziel näher. Nach einer knappen Stunde habe ich es dann geschafft. Das Gefühl ist unbeschreiblich, unter einem ein hammer Ausblick über den ganzen Nationalpark, über einem der riesige Gletscher des höchsten aktiven Vulkans der Welt. Demut kommt auf. Ich bin sehr dankbar für dieses Erlebnis.

Kaput aber glücklich.

Ich hole mir noch einen Glacier Kiss und danach beginnen wir mit dem Abstieg.

Vollgepumpt mit Adrenalin und Glücksgefühlen geht es zurück zum Hostel, wo es leider schon wieder Abschied nehmen heißt. Abschied von einem unglaublichen Berg, Abschied von einem sensationellen Nationalpark und vor allem leider auch von vielen wunderbaren Leuten.
Die beiden Schweizerinnen Rahel und Vreni haben das selbe Ziel wie ich und so brechen wir gemeinsam zum nächsten Naturhighlight auf: dem Quilotoa Krater.

Aber dazu mehr in Kürze 🙂
¡Hasta pronto!
Martin

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